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Polnisch-Deutsche Nachbarschaft / German Polish-Neighbourship
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Grundlagen einer Beziehung zwischen zwei ost-mitteleuropäischen Ländern
Essentials of a Relationship between two East-Central-European Countries

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pro-re-publica.eu
2014 08 021 - 2017 04 03 (neu:Abschn. 5 / new: paragraph 5) - ergänzt 2017 08 14


1. Die Realisierung der vor mehr als 20 Jahren vereinbarten deutsch- polnischen Freundschaft wird noch durch Politiken der Regierungen beider Länder, durch Misstrauen und neuerdings (2017) auch durch deutsche Anmassungen und polnische Reparationsforderungen behindert.

2. Während sich die mittelalterlichen deutsch-polnischen Kämpfe wohl im Rahmen der überall in Europa vor sich gehenden Kämpfe kirchlicher und dynastischer Mächte hielten, nährt sich das Mißtrauen vor allem aus Erinnerungen beider Völker an die feindseligen Ereignisse zwischen der "ersten polnischen Teilung" im Jahre 1772 und der Vertreibung der Deutschen aus jetzt polnischen deutschen Ostgebieten in der Zeit um das Ende des Zweiten Weltkriegs und - was das Verhältnis der "Deutschen Demokratischen Republik" im Jahrzehnt vor ihrem Ende zu Polen betrifft - sogar bis 1990. (Vgl. dazu die in "pro-re-publica.eu" enthaltene Tabellarische Skizze der Deutsch- Polnischen Geschichte). Die deutsch-russische Kollaboration zu Lasten Polens durch wiederholte Teilungen Polens, zuletzt zwischen Stalin und Hitler, die Politik der Regierung der "Deutschen Demokratischen Republik", die sich - sowjetischer als die Sowjetregierung - für die Unterdrückung der Solidarnosc- Bewegung einsetzte, die polnische Ausbeutung des deutschen Niederlage von 1918 und die grausame Behandlung und Vertreibung mehrerer Millionen Deutscher aus ihrer Heimat am Ende des Zweiten Weltkriegs, vor allem aber die Zerstörung und grausame Unterwerfung Polens durch das nationalsozialistische Regime und die blutrünstige Niederschlagung des Warschauer Aufstands im Jahre 1944 sind unvergessen. Wenig hilfreich ist, dass das deutsche Opfer seiner Ostprovinzen mit ihrem gesamten Zivilisations-, Wirtschafts- und Kulturgut an Polen nach Ende des zweiten Weltkriegs von manchen polnischen Kreisen auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht als ausreichende Grundlage für künftige Freundschaft angesehen wird.

3. Die Erinnerungen sind wahrhaft schwer zu bewältigen. Weitere Anlässe für Misstrauen bieten laufende deutsch-russische Beziehungen, auch soweit sie durchaus sinnvoll und mit betroffenen Belangen vereinbar sind. Der Bau von Gas-Pipelines von Russland durch die Ostsee nach Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts dürfte in Polen zumindest als wichtiger unfreundlicher Akte empfunden werden. Anstoss erregen gelegentlich selbstbewußtes Auftreten Deutschlands im Umfeld polnischer Interessen (obwohl es die polnische Regierung anderwärts auch schon mal selbst vorgeschlagen hat) oder Prätentionen deutscher Vertriebenenorganisationen. Dem stehen große Gesten deutscher Scham und beträchtliche Wiedergutmachungsanstrengungen gegenüber. Gut nachbarliche und auch freundschaftliche deutsch-polnische Verhältnisse sind ferner - und zum Teil schon seit längerer Zeit - in persönlich-menschlichen und in technischen oder wirtschaftlichen Beziehungen, auch im Zusammenleben von Polen und Deutschen in Polen und Deutschland anzutreffen. Solchen Beziehungen ist es allerdings wenig zuträglich, wenn eine Bahnreise von Dresden nach Wroclaw/Breslau (231 km) 6 Stunden dauert und zweimal Umsteigen erfordert (eine der wenigen Fernbusverbindungen braucht - mitten in der Nacht - nur etwas mehr als 3 Stunden), und wenn ein Direktflug von München nach Wroclaw 500 Euro kostet.

4. Eine tiefere Ursache für das noch unbefriedigende Verhältnis liegt in Unterschieden grundsätzlicher Einstellungen zu Alternativen der alltäglichen Lebensführung (wie sie auch zwischen anderen europäischen Ländern bestehen), die von beiden Seiten als wichtig empfunden werden. Freundschaft wird in dem Maße erleichtert werden, in dem die Einstellungen einander angenähert und/oder die Unterschiede aufrichtig akzeptiert werden. Der Prozess ist zwischen Deutschen und Polen vielleicht weniger weit forgeschritten als - trotz ähnlicher Belastungen - zwischen Deutschen und anderen Nachbarn. Das zu ändern liegt im existenziellen Interesse beider Länder. Die seit 2014 gewaltsam geltend gemachten russischen Ansprüche auf die Krim und östliche Teile der Ukraine rufen das ins Bewußtsein. Die Förderung des Freundschaftsprozesses liegt auch im Interesse des Friedens in Europa und der Welt und ist ein allgemein-menschliches Anliegen, ja Gebot. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist im gesamten Deutschland (einschließlich des Gebiets der "Deutschen Demokratischen Republik") und in Polen erst seit einem Vierteljahrhundert gegeben: die - wenn auch notwendig mit Anstrengungen verbundene - Möglichkeit, ohne unzumutbare Risiken die geschichtliche Wahrheit zu erforschen und zu bekunden, vernünftig und aus der Tiefe des Gewissens heraus zu würdigen und danach zu handeln. Wir können eine breite Wahrnehmung dieser Möglichkeit beobachten, die weitgehende Hoffnung rechtfertigt.

5. Zumindest sehr ungünstig muss sich die deutsche Unterstützung für eine seit 2016 zu beobachtende Politik der EU auswirken, mit der sie, sogar durch ein Ultimatum für die Rücknahme von ihr als mit ihren Prinzipien kollidierend angesehener polnischer Gesetze und durch die ostentative Wiederwahl von Donald Tusk, einem entschiedenen Gegner der regierenden Partei PiS zum Ratspräsidenten der EU im Jahre 2017 in Polens Innenpolitik zu intervenieren sucht. Schon die vorhergehende Angriffe auf die polnische Weigerung, sich der verhängnisvollen Migrationspolitik der deutschen Regierung Merkel anzuschließen, zeugt unter anderem von einer Verkennung der politischen Möglichkeiten für die Gestaltung einer freundschaftlichen Beziehung zwischen beiden Ländern. Die Politik vertieft die durch den Brexit an den Tag gelangte Krise der EU, soweit sie durch illusorische Souveränitätsansprüche dieser Organisation und die erwähnte Migrationspolitik ausgelöst ist. Die Regierung Merkel und vielleicht auch ein Großteil des polnischen Volks verkennen die Notwendigkeit einer erheblichen Vertiefung der polnisch-deutschen Partnerschaft zur Verhinderung des sich anbahnenden politischen Abstiegs Europas.
1. The realization of Polish-German friendship, stipulated by treaty in 1970, is still impeded by politics of the governmens of the two countries, by mistrust and also by recent (2017) German presumptions and Polish demands for war reparations.

2.While medieval German-Polish struggle may be looked at as part of the strife going on in all Europe between religious and dynastic powers, this mistrust originates mainly from memories of hostile events between the "First Polish Partition" of 1772 and the expulsion of the German population from the now Polish East German territories around the end of Second World War and - as concerns the relationship between the "German Democratic Republic" and Poland during the final decade of its existence - even until 1990 (cf. the Table of main events of German- Polisch History contained in "pro-re-publica.eu"). German and Russian alliances against Poland culminating in repeated partitions if Poland, most recently between Stalin and Hitler, the Policy of the "German Democratic Republic" favouring - more sovjet than the Russian sovjet government - suppression of the Solidarnosc movement, the Polish exploitation of the German defeat of 1918 and the cruel treatment and expulsion of millions of Germans from their homes in the end of World War II, but first of all the destruction and cruel suppression of Poland by the national socialist regime including the bloody defeat of the Warsaw insurrection of 1944 remain unforgotten. It is of little help that the German sacrifice of its eastern provinces including their civil, economic and cultural wealth to Poland after the end of the Second World War is not considered as a sufficient basis for future friendship by some Polish circles.

3. These memories are certainly difficult to overcome. Moreover, current German-Russian relations, even if reasonable and compatible with relevant interests, cause additional mistrust. The building of gas-pipelines from Russia through the Baltic Sea to Germany in the beginning of the 21st century is bound to be realized in Poland as an at least unfriendly act. Instances of self-confident German behaviour in the environment of Polish interests (although occasionally invited even by the Polish government itself) or pretensions voiced by German refugee-organizations are considered offensive. On the other hand, great gestures of shame and considerable efforts of recompensation have been made. Good neighbourly and friendly German-Polish relations exist - sometimes since quite a while ago - between individuals on a personal human level or in the framework of technical or economic exchange, more often than not in form of cohabitation of Poles and Germans in Poland or Germany. It is, however, of little help for such relationships, when (in 2015) a railway journey between Dresden and Wroclaw/Breslau (231 km) takes 6 hours and requires 2 changes of train (one of the few long-distance-bus connections - in the middle of the night - takes only little mmore than 3 hours), and when a direct flight from München to Wroclaw costs 500 Euro.

4. A deeper cause for the still unsatisfactory relationship lies in differences of the basic attitudes towards everyday way of life (as exist between other European countries as well), which are considered important by both sides. Friendship will be facilitated to the degree in which these attitudes approach each other or in which differences become genuinely accepted. This process is probably less advanced between Germans and Poles than - in spite of similar obstacles - between Germans and its other neighbours. To change this lies in the vital interest of both countries. Violent claims by Russia to the Crimean peninsula and to eastern parts of the Ukraine serve as a reminder. Enhancing the friendship building process lies also in the interest of peace in Europe and in the World and constitutes an objective and indeed a general humanitarian command. It has only been for a quarter of a century that a basic requirement for durable friendship exists in the whole of Germany (including the territory of the former "German Democratic Republic") and in Poland, which is the - albeit necessarily effort-demanding - opportunity of researching and pronouncing and evaluating free and reasonably and conscientiously and without unacceptable risk the historic truth and of acting accordingly. This opportunity is obviously being widely embraced, which justifies far reaching hopes.

5. Very disadvantageous effects at least must be expected from the German support for a policy of the EU to be observed since 2016, setting out to intervene into Polish internal politics by ultimatively demanding the repeal of Polish legislation purported as inconsistent with EU-principles and by demonstratively reelecting, in 2017, Donald Tusk, a strong opponent to the PiS-government in Poland, as president of the EU-Council. Previous attacks directed against the Polish refusal to support the irresponsible migration policy by the German government Merkel, had already demonstrated a misjudgment of the political possibilities for shaping friendly relations between the two ocuntries. The Polish policy adopted by the EU since 2016 deepens the crisis of the EU insofar as it is caused by illusionary claims of sovereignty for this organisation and by the migration policy mentioned. The government Merkel and probably a large part of the Polish people as well lack understanding for the necessity of considerably enhancing the Polish-German partnership for preventing the political decline of Europe in beeing.


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