Zur Verteidigung der christlich-jüdischen Prägung Europas. von/by Dr. Christian Heinze (in German language only)
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pro-re-publica.eu 2018 02 18 - ergänzt 2018 06 16
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz rief auf der Münchner
Sicherheitskonferenz im Februar 2018 auf, „unser christlich-jüdisches und
durch die Aufklärung geprägtes Europa zu verteidigen“. Das sind mehrere
Prägungen, und es fragt sich, inwieweit sie Tatsache oder Ziel und wie sie zu
verteidigen sind.
Soweit die christlich-jüdische Prägung Europas durch sehr
verschiedene und
allenfalls schwach verbundene Religionsgemeinschaften stattfindet,
lässt deren Gefolgschaft in der Gesellschaft eher zu wünschen übrig. Soweit die
Europäer unabhängig von Religionsgemeinschaft christlich-jüdisch geprägt sind, ist
die Erhaltung oder Vertiefung der Prägung Aufgabe jedes einzelnen von
ihnen und der Religionsgemeinschaften. Die ebenfalls Europa prägende
Aufklärung ist Höhepunkt einer historischen Erfahrung und
Erkenntnis, dass staatliche Einmischung in Religionsdinge Unfreiheit, Bürgerkrieg
oder Krieg zur Folge hat. Der Staat hat vielmehr die Freiheit für Entfaltung von
Religionen zu gewähren und gegen Gewalt zu verteidigen. Allerdings die Freiheit
aller Religionen und auch die Freiheit der Laizisten, die religiöse Prägung
für sich ablehnen.
Gewiss müssen die Staaten ihre Gesellschaft in ihrer Prägung nach außen
verteidigen, und gleich geprägte europäische Staaten müssen das gemeinsam
tun. Aber europäische Staaten oder Europa sind kaum in Gefahr, wegen religiöser
Prägung von außen angegriffen zu werden, die sich auf Grund ihrer
Religionsfreiheit gebildet hat. Die Einwanderung von Muslimen oder auch
mohammedanische Religionsverkündung in Europa ist kein solcher Angriff sondern
allenfalls Herausforderung anderer Religionen zu Wettbewerb.
Gewaltsame Religionsverbreitung oder -Bekämpfung sind ebenso wie
Aufrufe dazu ganz unabhängig von Rechts- oder Verfassungsfragen mit der allgemeinen
übergeordneten Friedensaufgabe der Staaten unvereinbar, werden auch nicht durch
Religionsfreiheit geschützt und sind mit Hilfe der Staatsgewalt zu bekämpfen.
Eine tiefgreifende, umfassend gesellschaftlich wirksame, zeitgemäße
christlich-jüdische Prägung Europas ist eher
Ziel als Tatsache. Sie gelingt nachhaltig nur aus der vom Glauben der
Einzelnen geprägten, gesellschafts-öffentlichen Betätigung heraus in friedlichem
und achtungsvollem Wettbewerb vor allem mit dem weite Teile der
Welt beherrschenden Islam, und von Gelingen darf gerade auch dann die Rede sein,
wenn Christentum und Islam zu ihrem Teil Europa prägen. Das dekretierte Aufhängen
von Kreuzen ist eher ein Zeichen für das Fehlen christlicher Prägung und
sicherlich nicht geeignet, sie zu fördern, weshalb es auch in der Kirche
Ablehnung findet. Ein naheliegendes Zeichen von Prägung fehlt dagegen: es
bestünde darin, dass die Europäer
häufig und massenhaft in die Kirchen strömen oder auch mal öffentlich beten.
Wie wäre es zum Beispiel, ein freiwilliges Schulgebet einzuführen (noch in den
1940er Jaren war es in Deutschland weniger freiwillig als gewohnheitsmäßig
verbreitet). Oder würde Freiwilligkeit eine Prägung eher infrage stellen ?
In Europa verwenden gegenwärtig eine
ganze Menge Christen mehr Energie auf Aggression gegen den Islam als auf
Christianisierung Europas. Der Islam muss sich verteidigen.